„Wir sind doch alle für einen besseren Konsum!“ – Interview mit Frauke und Roberta von SOLIDRINKS
SOLIDRINKS besteht aus dem im Januar 2016 gegründeten Sozialunternehmen Solidarity Drinks GmbH, dem gemeinnützigen Verein Solidrinks e.V. (in Gründung) und gesellschaftspolitischen Kampagnen, den SOLISHOUTS. Während das Sozialunternehmen eine klare Verantwortung für die Produktentwicklung, das Marketing und den Vertrieb trägt, sucht der Verein unabhängig vom Unternehmen die zu unterstützenden Projekte aus.
Ausgestattet mit Zettel, Stift und natürlich einer Flasche Solimate trafen wir uns am 6. Juli‘16 mit Roberta und Frauke in der Werkstatt der Kulturen Berlin zum Interview über SOLIDRINKS.
Was ist die Motivation für SOLIDRINKS?
Die Idee war, ein nachhaltiges Spendensystem für gemeinnützige Projekte von und für Geflüchtete zu schaffen. Wie packt man das Thema Flucht und erzwungene Migration ökonomisch, aber sozial an? Wir wollten ein Projekt aufbauen, das sich selbst trägt und unseren geflüchteten Freunden hilft. Dieses Projekt ist mittlerweile zu einem Produkt geworden, das sich jeder leisten kann. Die Solimate soll ein Lifestyleprodukt sein und die Themen Geflüchteter sichtbar machen.
Warum ist Euer erstes Produkt eine Mate?
Unsere Zielgruppe ist zwischen 20 und 50 Jahre alt und geht gern auf Partys. In der Partyszene wird Mate sehr gern getrunken. Dort werden Trends gesetzt und Solimate soll ebenfalls Trends setzen. Deshalb die Mate.
Was spricht für Solimate? Wodurch unterscheidet Ihr Euch von den vielen anderen biologischen und regionalen Getränken?
Durch den Kauf von Solimate unterstützt man regionale Flüchtlingsinitiativen. Als Solimate-Trinker ist man Botschafter der Initiativen. Solimate ist fairtrade, „fast“ bio (wir sind auf dem Weg dahin), vegan und vor allem: lecker. (Wir haben sehr lange am Rezept gefeilt, saßen oft mit ganz verschiedenen Leuten zusammen und haben getestet und getestet.) Natürlich ist das Softdrinkangebot riesig. Da gibt es auch Konkurrenz. Aber wir setzen auf Interaktion und Kooperation, auch mit anderen sozialen Getränken. Wir sind doch alle für einen besseren Konsum!
Was sind SOLISHOUTS? Und warum sind diese manchmal deutsch, manchmal englisch?
SOLISHOUTS sind die Claims unserer Kampagnen. Bisher haben wir gemeinsam mit vier Flüchtlingsprojekten Kampagnen erarbeitet. Die Claims wie zum Beispiel „Fluchtwege freihalten“, unterstützt Bag Mohajer, oder „Raise your voice for women‘s rights“, unterstützt Women in Exile e.V., haben einen gesellschaftspolitischen Wert. Darüber soll nachgedacht und gesprochen werden bei der Party, am Tisch, nach dem Fußball. Indem man Solimate trinkt, gibt man ein politisches Statement ab. Nicht zuletzt durch Migration wird Deutschland immer multilingualer. In Berlin wird ein richtiger Sprachen-Mix gesprochen. Darum gibt es Flaschen mit englischen und Flaschen mit deutschen SOLISHOUTS.
Ihr bezeichnet Euch selbst als Sozialunternehmen. Wie sozial sind Eure internen Strukturen und wie finanziert Ihr Euch?
Bei uns herrscht eine Social-Startup-Atmosphäre: Es wird noch keiner bezahlt für seine Arbeit. Angetrieben werden wir wahrscheinlich am ehesten von Idealismus. Im Moment mischt noch jede*r bei allen Fragen und Bereichen mit und wir verteilen Aufgaben im Team nach Interessen und natürlich zeitlichen Kapazitäten. Alle machen einfach. Die GmbH wurde finanziert durch – wie sagt man so schön – die 3 F’s: fools, family & friends. Unsere Arbeit organisieren wir in Tandems, wobei ein Tandem aus einem Geflüchteten, der seine Ausbildung und Berufserfahrung einbringen kann und einem Nichtgeflüchteten, der sich aber in der Berliner Szene ganz gut auskennt, besteht. Momentan bauen wir zwei Tandems auf.
Wie groß ist Euer Team?
Das kann man schlecht sagen, aber zwischen 6 und 8 in der aktiven Solidrinks-Crew. Jeder schafft sich gerade seine eigene Stelle. Natürlich waren und sind noch viel mehr Menschen daran beteiligt die Solimate Realität werden zu lassen. Ein richtiges Community-Projekt eben.
Was verbindet Euch als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von SOLIDRINKS?
Wir haben alle etwas, was wir mehr wollen als nur Getränke. Wir wollen also mehr als nur ein Produkt verkaufen.
Was ist Euer nächstes Ziel?
Wir wollen einen weiteren Solidrink produzieren. Vielleicht wird es die Solicola.
Was ist Euer langfristiges Ziel, Eure Vision?
Solimate ist in Clubs, Spätis, Bars und Supermärkten in ganz Deutschland erhältlich und unterstützt lokale Initiativen von, für und mit geflüchteten Menschen.
Was sind momentan Eure größten Herausforderungen?
Manpower und Kohle. Getränke sind da, aber kein Geld für Marketing und Vertrieb. Jedes Café muss einzeln überzeugt werden zum Verkauf von Solimate. Das ist viel Arbeit. Und natürlich würden wir alle, die uns helfen, am liebsten direkt bezahlen. Darum suchen wir nach Förderern. Auch muss irgendwie die nächste Produktion bezahlt werden, wenn das mit der Nachfrage so weiter geht, was wir natürlich hoffen. Wir brauchen also dringend Geld und planen auch eine Crowdfunding-Kampagne.
Wenn Ihr einen zweiten Standort in Europa eröffnen könntet – wo würde das sein? (kam bei beiden wie aus der Pistole geschossen)
Roberta: Italien – weil es meine Heimat ist. Dort gibt es bisher noch keine alternativen Softdrinks und das Flüchtlingsthema ist schon seit mehreren Jahren sehr groß – nicht unbedingt in der Öffentlichkeit, aber natürlich eng mit der jüngeren Geschichte und Entwicklung des Landes verwoben.
Frauke: Thessaloniki in Griechenland. Bag Mohajer, ein von SOLIDRINKS unterstütztes Projekt, hat in Griechenland seinen Ursprung. Thessaloniki ist eine lebendige Studentenstadt und darum klar „matebereit“. Ich stelle mir die Atmosphäre vor wie in Berlin. Ansonsten würde ich es in Kopenhagen versuchen. Die lieben Berliner Drinks!
Danke für das Interview, Frauke und Roberta. social spotlights wünscht SOLIDRINKS viel Erfolg bei der Erreichung ihrer Ziele.
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